Liebe Leben - Der Podcast
Affäre: Die Geliebte ist NICHT das Problem
Episode 001: Liebe Leben Podcast
„Und“, frage ich neugierig, „ist dein Ex noch mit seiner Frau zusammen?“
„Nein! Die sind getrennt und sie sitzt mit den Kindern alleine da.“ Triumphierend hebt Sophia den Kopf und schiebt hinterher: „Das ist die gerechte Strafe für das Miststück! Immerhin hat sie sich an einen verheirateten Mann rangemacht und ihn mir weg genommen. Sowas macht man einfach nicht!“ Die übrigen Leute am Tisch nicken zustimmend.
Die Sache ist 15 Jahre her und ich spüre deutlich Sophias alte Wut und ihre neue Schadenfreude. Ich erinnere mich noch genau daran. Wenn sie wüsste, dass ich dem „Miststück“ den Rat gegeben habe, sich den Typen zu schnappen, würde sie mich wahrscheinlich rückwirkend erwürgen.
Das Miststück und der Ehemann
Wir waren in der selben Sport-Mannschaft und viel unterwegs. Der Mann und das „Miststück“ haben sich ineinander verliebt – das hat ein Blinder mit Krückstock gesehen. Nach einem Show-Auftritt haben die beiden zum ersten Mal geknutscht.
„Was mach ich denn jetzt?“, fragt mich „das Miststück“ einige Zeit später. Es war klar, dass sie sich auf sehr dünnem Eis bewegt. Eine Affäre mit einem verheirateten Mann ist für die meisten Menschen ein absolutes NoGo, innerhalb einer Sport-Mannschaft gleich dreimal. Sie macht sich keine Freunde damit.
„Der Typ ist genauso in dich verknallt, wie du in ihn. Die Ehe ist sowieso gelaufen. Tu, was immer du tun willst. Vielleicht ist er der Mann deines Lebens. Wer weiß das schon. Du darfst dir nur bewusst sein, dass ihr dann raus seid aus der Mannschaft. Ist es dir das wert?“
Der Sieg der Geliebten
Die beiden sind miteinander „durchgebrannt“, haben die Mannschaft verlassen, geheiratet und Kinder bekommen. Sophia hat es bis heute nicht verkraftet, obwohl sie selbst glücklich verheiratet ist und Kinder hat. Der Eifersuchtsstachel hat sich tief in ihr Herz gebohrt und da steckt er noch immer.
Die Geliebte darf nicht gewinnen. Aus gesellschaftlicher Sicht ist es das verwerflichste, was eine Frau tun kann. Einer anderen den Mann wegschnappen.
Die beste Freundin einer anderen Frau kündigt die Freundschaft mit den Worten: „Mit einem Männerdieb kann ich nicht befreundet sein!“ Ihr heutiger Ehemann hat sich vor 10 Jahren für seine Geliebte (also für sie) entschieden und die Ehefrau verlassen.
Die Geliebte ist das Feindbild
Im Coaching erklärt mir kürzlich eine wütende Ehefrau, dass die blöde Sekretärin an allem schuld sei und dass sie niemals in die Krise geschlittert wären, wenn „das Miststück“ nur die Finger von ihrem Mann gelassen hätte. Von wegen.
Mühsam versuche ich ihr zu erklären, dass jede Affäre vielfältige Gründe hat und die Verantwortung bei ALLEN Beteiligten zu 100% liegt. Die Geliebte hat sehr wohl das Recht, um einen Mann zu kämpfen, den sie liebt. Entrüstet schleudert sie mir das Totschlag-Argument entgegen: „Sowas macht man nicht!“
„Wer sagt das? Und wer ist man?“, frage ich dann gerne zurück. Das ungeschriebene Gesetz, dass eine gebundene Person nicht angerührt werden darf, nährt sich aus den Verlustängsten der Partner, die keine Lust haben, sich ins Zeug zu legen und mit irgendwem zu konkurrieren.
Nur 1 von 10 Männern trennt sich für die Geliebte
Die Geliebte hat sowieso die schlechteren Karten. Statistisch gesehen. Die meisten Männer fühlen sich in einer Dreiecksbeziehung ganz wohl. Viele sind zu bequem, um die Ehefrau zu verlassen und ein neues Leben ohne ihre Familie zu beginnen.
Wenn sich ein Mann trennt, dann relativ schnell. Nach drei oder mehr Monaten schwindet die Chance, von der Zweitfrau zur Erstfrau zu werden. Gerade jetzt um die Weihnachtszeit hocken viele Geliebt allein zu Hause und leiden unter ihrem Schattendasein.