Frauenleben. Inspirierende Frauen und ihre Zeit.
Lady Ada Lovelace (1815–1852)
Die britische Mathematikerin Ada Lovelace hat zwar auch einen berühmten Vater – sie ist aber vor allem dadurch bekannt geworden, dass sie ein Computer-Programm schrieb, obwohl Computer noch gar nicht erfunden waren.
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Eine zarte Dame mit rosaweißer Haut, spitzer Nase und spitzem Kinn, gekleidet in kostbar schimmernde Seide. Gleich einer Marmorbüste ragen Kopf, Hals und Schultern aus dem Dekolletee, das dennoch züchtig wirkt. Die Keulenärmel betonen die schmale Taille. Ein Kleid für einen offiziellen Anlass. Nicht einmal zum Tanzen scheint es recht zu taugen, die rote Schleppe würde dabei stören. Entstanden ist das Bild 1836, da war Ada seit einem Jahr verheiratet. Wohin ihr Blick wohl gerichtet ist? Vielleicht schaut sie hoffnungsvoll in Richtung Zukunft, nachdem sie durch die Hochzeit mit Baron William King, dem späteren Earl of Lovelace der Erziehungshölle ihrer Mutter Lady Annabelle Byron entkommen ist.
Ada Lovelaces Persönlichkeit ist so schimmernd und schillernd wie das Kleid auf diesem Bild. Ihr Leben verlief tragisch. In eine privilegierte Stellung hineingeboren, war es ihr dennoch nicht vergönnt, ihre Gaben, Talente und ihre Fantasie zur Gänze zu nutzen und auszuleben. Vielmehr glänzen sie nur hier und da hervor, etwa als sie mit zwölf Jahren ein paar Flügel ersinnt, die in Verbindung mit einer Dampfmaschine den Menschen vom Boden abheben lassen sollen. Oder als sie jenen Aufsatz über die Difference Engine von Charles Babbage schreibt und publiziert, der sie im Nachhinein zu einer Berühmtheit macht. Posthum wohlgemerkt, denn damals hat kaum jemand ihre Vision verstanden. Zu ihren Lebzeiten überstrahlen ihre Biografie und ihr Lebenswandel ihr Werk.
Einsame Tochter eines Popstars
Sie war die Tochter des großen englischen Dichters der Romantik Lord Byron. Die kurze Ehe der Eltern verlief ausgesprochen unglücklich. Mutter Anne Isabella (Annabella) trennt sich direkt nach Adas Geburt von ihrem Ehemann, den sie für geisteskrank hält, und lässt sich scheiden, was ihr aufgrund des nachweislich unmoralischen Lebenswandels ihres Ehemannes gestattet wird. Die Zeitgenossen verzeihen dem Dichtergenie. Byron wird trotz seiner Verfehlungen verehrt und gefeiert wie ein Popstar. Die kleine Ada bekommt davon nichts mit, die Mutter hält sie fern vom Vater, es darf nicht über ihn gesprochen werden, seine Werke haben Hausverbot und jede Beschäftigung, welche die Emotionen oder die Fantasie anregen könnte, ist dem Kind streng untersagt. Nachdem die dem Kind liebevoll zugewandte Großmutter gestorben ist, wird die inzwischen Siebenjährige nur noch von Gouvernanten und Hauslehrern erzogen. Die rastlose Mutter hält es nie lange zu Hause. Sie ist viel unterwegs, eine hoch gebildete, angesehene Dame der Gesellschaft, die sich mit der Gründung von Schulen für Unterprivilegierte hervortut. Für Ada ersinnt sie ein rigides Erziehungssystem. Unterrichtsstoffe sind Mathematik, Naturwissenschaften und moralische Fragen – Schöngeistiges bleibt außen vor. Auch allzu Kreatives ist nicht gewünscht, die Beschäftigung mit der erwähnten Flugmaschine wird dem Kind sehr bald verboten. Eine Liebelei mit dem Hauslehrer ein paar Jahre später wird entdeckt und streng bestraft. Ada wird sehr krank, überhaupt hat sie eine labile Gesundheit.
Eine Erfindung aus der Zukunft
Einigermaßen genesen, lernt sie bei einer Vorführung in London Charles Babbage kennen, vierundzwanzig Jahre älter als Ada. Er ist ein genialischer wenn auch mäßig erfolgreicher Erfinder, Tüftler und Ingenieur. Sein Eigensinn und seine Wankelmütigkeit hindern ihn immer wieder daran, sein Talent in bare Münze umzusetzen. Die Difference Engine, eine Rechenmaschine, die automatisierte Rechenoperationen durchführt, wie sie vor allem für die Berechnung von aufwendigen Ta...