Frauenleben. Inspirierende Frauen und ihre Zeit.

Frauenleben. Inspirierende Frauen und ihre Zeit.


Maria Montessori (1870–1952)

October 01, 2020

Noch heute findet man in ganz Deutschland Schulen und Kindergärten, die der Methode der italienischen Reformpädagogin folgen. Während sie sich für die Erziehung fremder Kinder einsetzte, war es für sie gar nicht so einfach, auch ihr Privatleben auf die Reihe zu bekommen. Auch das ist heute leider für viele arbeitende Mütter noch ein brandaktuelles Thema.

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Ich kann schreiben! Ich kann schreiben!

Maria hat dem Jungen gesagt, er solle ihr etwas mit Kreide auf den Boden malen. Doch mit einem Mal formt er Buchstaben und schreibt ganze Wörter auf den Asphalt. Auf seinen verblüfften Ausruf hin kommen die anderen Kinder des Casa dei bambini angerannt und tun es ihm, genauso verblüfft, nach. Eine Schreibexplosion, nennt Maria das – und die sei einfach nur das folgerichtige Ergebnis ihrer Methode.

Sie selbst ist noch ganz anders unterrichtet worden. Die leicht aufmüpfige, vielleicht auch etwas frühreife Maria hat unter dem typischen Frontalunterricht der Zeit gelitten, im Rom der 1870er- und 1880er-Jahre. Damals hat sie sich eigentlich vorgenommen, nicht selbst berühmt zu werden, damit nicht später jemand ihre biografischen Daten auswendig lernen muss – Auswendiglernen war ihr wohl wirklich zuwider.

Und doch: Sie wird 1870 in Ancona geboren, will erst Ingenieurin werden, dann Ärztin. Sie hasst den Anatomie-Unterricht, studiert bis 1896 und erhält als erste Italienerin einen Doktortitel. Congratulazioni, Dotoressa Montessori. Sie spezialisiert sich auf Kinderheilkunde und beschäftigt sich mit geistig behinderten Kindern.

Sie selbst bekommt auch ein Kind, einen Sohn, geistig gesund, doch der Vater – ein Kollege – möchte die Existenz des unehelichen Mario lieber geheim halten. Mario wird weggegeben. Aufs Land. Ist es Scham? Vorauseilender Gehorsam? Zwang? Eine Entscheidung für die Karriere? Maria selbst sagt nichts dazu, ihr schwärmerischer Biograf aus den 1950er-Jahren lässt den Sohn praktisch unter den Tisch fallen.

In den folgenden Jahren entwickelt Maria Montessori die Methode, für die sie im Handumdrehen berühmt wird. Das Motto lautet: „Hilf mir, es selbst zu tun!“

Was genau das bedeutet und was und wie die Kinder im ersten Casa dei bambini und heute noch in Montessori-Kindergärten und -Schulen lernen, erfahrt ihr in dieser Episode.

Quellen – die jedoch mit Vorsicht zu genießen sind:Helmut Heiland: Maria Montessori, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1991.Marjan Schwegman: Maria Montessori, 1870–1952. Kind van haar tijd, vrouw van de wereld, Amsterdam University Press, Amsterdam 1999.E. M. Standing: Maria Montessori – Her life and work, Advanced Library Guild, Fresno 1959.

Besser: Eine kurze, verständliche Erklärung der Montessori-Methode gibt es im Kita-Handbuch.

Artwork und Musik: Uwe Sittig

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