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E69: Können wir die Digitalisierung nutzen, um die Klimakrise abzuwenden? – Aaron Sterniczky (E-Learning Group) – Teil 2/2

March 17, 2020

Die digitale Transformation betrifft nahezu jeden Aspekt unseres Lebens und verändert unsere Gesellschaft wie kein anderer Megatrend. In Teil 1 unseres Interviews mit dem Politikwissenschaftler Aaron Sterniczky haben wir über die Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Demokratie gesprochen. Im 2. Teil widmen wir uns insbesondere der Frage, wie wir Technologie, Ökonomie und Ökologie zusammendenken und die Klimafrage als Weltgemeinschaft lösen können.
Die Digitalisierung als vierte Industrielle Revolution
Wie Sterniczky bereits im ersten Teil des Interviews ausgeführt hat, ist die Digitalisierung insgesamt nicht so sehr als großer Umbruch zu verstehen, sondern vielmehr „als das nächste Glied in der Kette von modernen Entwicklungen“. Das trifft auch zu, wenn man die digitale Transformation als vierte Industrielle Revolution ansieht. Spannend an einer Industriellen Revolution ist, dass sie durch einen Wechsel in jeweils drei verschiedenen Bereichen gekennzeichnet ist. So habt sich laut Sterniczky in jeder Industriellen Revolution nicht nur der Primärenergieträger gewandelt, sondern daraus resultierend auch das Mobilitätsmedium sowie die Kommunikationsmedien.
Die Industriellen Revolutionen im Überblick
Im Rahmen der ersten Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert hatten die Briten die geniale Idee, den damaligen Primärenergieträger Kohle auf ein Fortbewegungsmittel zu übertragen – nämlich den Zug. Dadurch war es möglich, eine Infrastruktur aufzubauen, mit der sie das gesamte Empire verwalten konnten. Zudem setzte mit dem Aufkommen des Schienenverkehrs auch eine Urbanisierung ein, weil immer mehr Menschen in die Städte ziehen wollten, um die neue Infrastruktur nutzen zu können. Als Kommunikationsmedium entwickelte sich die Tageszeitung, anhand derer fortan nahezu jeder im gesamten britischen Empire binnen 48 Stunden die gleichen Informationen erhalten konnte. Das war die Voraussetzung dafür, dass eine Art kollektives politisches Bewusstsein der Gesellschaft entstehen konnte.
Während der zweiten Industriellen Revolution wurde Kohle als Primärenergieträger vom Erdöl abgelöst. Daraus folgte die Individualisierung des Privatverkehrs in Form des Autos. Diese Individualisierung wiederum hatte zur Folge, dass Menschen nun die Stadtzentren verlassen konnten und sich die Infrastruktur daraufhin erneut komplett wandelte. Als Kommunikationsmedium kam das Telefon auf, das es ermöglichte, dass zwei Personen in Echtzeit miteinander kommunizieren konnten, ohne sich dabei im selben Raum zu befinden.
Mit der dritten Industriellen Revolution beginnt das Versprechen der Nuklearenergie, das sich allerdings mit Tschernobyl jäh als Alptraum entpuppte. Zudem beginnt der internationale Luftverkehr, der den eigentlichen Startschuss der Globalisierung bildet. Als Kommunikationstechnologie trat ab Mitte der siebziger Jahre die E-Mail auf, mit der man fortan Datensätze zwischen zwei Personen in Echtzeit übertragen konnte.
In unserer aktuellen vierten Industriellen Revolution spielen die erneuerbaren Energien eine zunehmend wichtige Rolle. Sie legen auch den Grundstein für eine komplette Mobilitätswende. Und die Kommunikation betreffend, haben wir heute eine völlig andere, datenbasierte Infrastruktur als noch vor wenigen Jahrzehnten.
Gemeinsam haben die genannten Industriellen Revolutionen laut Sterniczky vor allem eines: die Verdichtung von Raum und Zeit: Alles werde nicht nur immer schneller, sondern sei in gewisser Weise auch immer näher.
Der Westen ist kein Role Model
In der westlichen Welt ist mit den Industriellen Revolutionen auch immer ein Zuwachs an Wohlstand einhergegangen. In anderen Teilen der Welt kann hiervon keine Rede sein. Im Gegenteil: Oftmals beruht unser Wohlstand gerade darauf, dass wir die Verdichtung von Raum und Zeit dazu genutzt haben, um andere Teile der Welt noch stärker auszubeuten. Die zentrale Frage, die wir uns im 21. Jahrhundert stellen müssen, lautet daher,