Portal │ Hans Kottke

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Ein Gedicht in Sonettform …

April 21, 2014

Ein Gedicht in Sonettform...

Sonett - welch dichterische Form,
Shakespeare brachte vollendete Triebe,
Das Dichten war ja seine große Liebe,
Er schaffte eine neue Norm.

Doch heute im Sonett zu schreiben,
Wie ältlich mutet es uns an,
Von vielen einfach abgetan,
Kaum jemand länger will drin bleiben.

Versuch ich mal den frühen Stil,
Zu fühlen, ja das ist mein Ziel,
Versetze mich in alte Zeiten.

Vielleicht tut Spaß es mir bereiten,
Will manche Zeile hier verbreiten,
Um einfach mal sonett zu schreiben,

___

ABBA so fängt es an,
CDDC so geht es weiter,
EEF als Versenleiter,
GGF als Schlusswort dann.

Die These steht im ersten Vers,
Im zweiten folgt die Antithese,
Conclusio ich im Ende lese,
Das Ganze ist recht kontrovers.

Es gibt auch noch verschiedne Formen,
Mal italienische mal englische Normen,
Doch das Prinzip ist immer gleich.

Das Ganze ist ein Klanggedicht,
Klingen soll es mit Gewicht,
Vielleicht werd ich es noch vertonen.

___

Nun ja - die Stimmung heute und vor vielen Jahren,
verändert hat sich Vieles im Sozialgefüge,
Und ich mich mit dem Wichtigsten begnüge.
Was will für immer sich bewahren?

Da gab es Fürsten wohl von Gottes Gnaden,
Und alles stand in fester Ordnung,
Ihr weltlich Ziel - die menschliche Ausbeutung,
Das Landvolk wurde nur verladen.

Der Glauben war das absolut Gebot,
Die Mehrheit lebte nur in Not,
Die Kirche hatte alle Macht.

Ein jeder hatte seinen Platz im Leben,
Veränderung gabs kaum geben,
Alles nur von Gottes Gnaden.

___

Und heute - sind wir wirklich weit gekommen?
"Von Gottes Gnaden" lehn ich total ab,
Die Kirche mit ihren Geboten, schaufelt doch ihr eigen Grab,
Moral der Kirche ist verkommen.

In Schul und Medien ist Kirche noch präsent,
Tarifverträge sie noch selber schmieden,
Mittelalterlich ist sie geblieben,
Nötig wär ein neues Reglement.

Glauben sei nunmehr individuell,
Unabhängig vom Staat ganz professionell,
Die Kirche soll sich nur selbst verwalten.

Die Kirchensteuer treibe selber sie ein,
All die staatlichen Pfründe in ihrem Tätigsein,
Müh sie sich selbst ums Überleben.

___

Demokratisch wir heute verfahren,
Eines jeden Stimme zur Wahl zählt,
Doch verschiedene Interessen werden gewählt,
Das wird jeder sehr schnell gewahren.

Die Interessen der Reichen und der Armen,
Stehen antagonistisch gegenüber,
Des einen Gewinn macht die anderen trüber,
Es gibt einfach kein Erbarmen.

Der Lobbyist denkt nur an seine Interessen,
Natur und Umwelt gänzlich vergessen,
"Nach mir die Sintflut" - seine Maxime.

Globales Denken ist angesagt,
Schnell, schnell, wer es einfach wagt,
Auf menschliche Empathie wahrlich geschissen.

___

Wir leben im Reichtum auf Kosten der Andern,
Haben genug für unser Leben,
Andere darben, weil wir ihnen nichts geben,
Und beginnen zu wandern.

Sie möchten teilnehmen an unserem Trog,
Essen und Arbeit sie wollen finden,
In ihrem Heimatland sie sich abschinden,
Weil unsere Politik sie belog.

Der Kolonialismus schuf die Strukturen,
Und die Globalisierung tut heute noch huren,
Nur Hilfe zur Selbsthilfe bereitet Spuren.

Wir alle wollen auf der Erde leben,
Nur ein Miteinander wird dies geben,
Drum setzt euch ein für diesen Pakt.

___

Ach ja, so ein Sonett,
Stammt es auch aus alten Zeiten,
kann manchmal doch auch Freud bereiten,
Ich habs versucht mal ganz adrett.

So manche Feder mit alter Literatur,
Sollten wir aufnehmen in ihrem Gefilde,
Es schafft ein besseres Gebilde,
Unserer aller Kultur.

Vielleicht bin ich etwas zu platt,
Bei diesem Sonett-Exponat,
Verzeiht mir - doch ich habs gewagt.

Alte Sonette les ich gern,
haben sie doch oft einen guten Kern,
Und zeigen uns geschichtlisch Denken.


CIAO Hans