Der Multiple-Sklerose-Podcast

Der Multiple-Sklerose-Podcast


Ergotherapie als Türenöffner

August 05, 2015

Für den Heilerziehungspfleger Roman Hannusch war die Diagnose ein Schock. Lange konnte er nur sehen, was die Multiple Sklerose ihm genommen hat. Mittlerweile hat er seine Lebensfreude wieder gefunden und schätzt, dass er sich durch die Krankheit viel besser kennengelernt hat.

Seine größte Sorge ist, dass er seine Mitmenschen nicht bereichern könnte und ihm sein Humor abhanden kommt. Bisher scheint das keine Gefahr zu sein ;-) Er mischt sich ein, gibt Zuspruch, humorvoll und kritisch! Und das besonders gerne digital.Sie können Kontakt zu Roman aufnehmen. Sie finden ihn auf Facebook und bei spin.de und per E-Mail erreichen Sie ihn unter DaHaNd4u@hotmail.com
Und einen Eindruck seiner Skulpturen bekommen Sie auf YouTube unter DaHaNd4u
 Und nun viel Spaß beim Hören!

Hier können Sie die Geschichte lesen:

Ich bin mittlerweile 32 Jahre alt und bin eigentlich gelernter Heilerziehungspfleger. Also, ich komme auch aus dem sozialen Fach und hatte da auch Leute, für die ich sorgen sollte, die auch MS hatten, und später traf es mich dann selber.

Die Diagnose wurde 2007 im Herbst gestellt. Ich hatte es aber wahrscheinlich schon im Abitur, da hatte ich Fatigue und Erschöpfungszustände und die waren wahrscheinlich mit Schüben verzahnt. Ich hab die schubförmig verlaufende MS. In einer relativ sanften Form, also ich habe keine spürbaren Schübe mehr und bei mir waren größtenteils auch nur die sensiblen Bahnen betroffen. Ab und zu mal leichte Zuckungen, aber größere Muskelgruppen sind da nicht ausgefallen, was halt relativ positiv ist. Weil sich gerade das sensible Nervensystem besser wieder regenerieren kann.

Ich bin relativ beschwerdefrei. Gut, die Nebenwirkungen waren zeitweise ein großes Problem, aber mittlerweile sind die relativ abgeklungen. Ich spritze beispielsweise Interferon und lebe ein relativ normales Leben mit viel Freizeit durch die Erwerbsminderungsrente. Aber ich kann sagen, dass ich noch keine großen Einschränkungen hab. Und ich hoffe, das bleibt auch so. Es wäre durchaus möglich. Also, am Anfang war der Verlauf, bevor ich auf Interferon eingestellt wurde, eigentlich fortlaufend. Da bildeten sich immer mehr neue Herde im Gehirn. Aber ich hab Glück. Beispielsweise das Rückenmark oder der Sehnerv waren noch nicht betroffen. Aber mein MRT vom Gehirn sieht aus wie ein Weihnachtsbaum.

Ja, das war mit 24. Ich war gerade noch im Studium. Und ich war halt dabei zu überlegen, wie ich meine Zukunft plane. Und man hat natürlich, wenn man die Ausbildung Heilerziehungspfleger hat und das selbst in der Ausbildung schon gelernt hat, was MS bedeuten kann, halt so Vorurteile, dass man gleich im Rollstuhl sitzen könnte. Und man kriegt dann natürlich 'ne doppelte Panik, weil man erstmal weiß, worum es geht. Die meisten, wenn der Arzt dort sagt: "MS", die kennen halt die Verlaufsform nicht, was das eigentlich für eine Krankheit ist und was es im Detail bedeutet, bei denen kommt erstmal: "Ja, und nun?" Und bei mir war dann eher schon, dass ich dann die Bilder aus dem Studium im Kopf hatte, von Menschen, die auch davon betroffen waren. Und im Studium wurden uns halt die schwereren Fälle gezeigt, um uns halt auf den Ernst der Lage hinzuweisen. Das hat erstmal zu einem großen Schock bei mir geführt und das auch relativ schnell. Ich hab auch erstmal gedacht: "Na gut. Und wie soll ich im Rollstuhl weiterleben?" Aber das ist jetzt acht Jahre her und ich bin immer noch nicht im Rollstuhl, kann laufen, rennen.

Also ich hab damals beispielsweise noch Doppelschichten gearbeitet, was heute unvorstellbar wäre. Heute lebe ich von Erwerbsunfähigkeitsrente und damals war ich eine Nachtwache im Behindertenheim und hab dann tagsüber noch in der Uni gesessen und das wäre für mich heute unvorstellbar, dass ich mich da verausgabe. Man teilt sich seine Kräfte sehr viel besser ein, weil man gesehen hat: "Der Weg ist lang.“ Und man sollte vielleicht nicht den Sprit auf den ersten 100 Metern verbraucht haben.