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Vegane Ernährung | Schwangerschaft mit pflanzlicher Ernährung

August 26, 2017

Viele Veganer sind verunsichert, wenn sie sich für eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft entschieden haben, da manche Quellen davon berichten, dass eine vegane Schwangerschaft Risiken in sich trage und evtl. gefährlich sei. Ist denn nun eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft möglich und wenn ja, auf welche Besonderheiten sollte geachtet werden, um Risiken zu minimieren und Mutter und Kind adäquat mit allen Nährstoffen zu versorgen?
Die Kurzfassung der Antwort lautet: Ja, es ist gut machbar, aber nicht trivial. In diesem Artikel werden wir die vegane Ernährung in der Schwangerschaft aus wissenschaftlicher Sicht betrachten sowie potentielle Risiken beleuchten.

Während der Schwangerschaft steigt der Bedarf der meisten Nährstoffe an, weshalb die adäquate Nährstoffzufuhr für die meisten Schwangeren eine kleine Herausforderung darstellt, ungeachtet der gewählten Ernährungsform. Deshalb ist es mittlerweile Gang und Gäbe, Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft einzusetzen, besonders was die Vitamine A, D, E,  B12, B6, sowie Folsäure, Eisen, Zink, Jod, Kupfer und Selen angeht, und das ungeachtet der Ernährungsform (Gernand et al., 2016). Schwangere, die sich mischköstlich ernähren, können u.a. eine suboptimale Versorgung mit den Nährstoffen Folsäure, Eisen,  Vitamin D und z.T.  Kalzium aufweisen; diese Studienlage bezieht sich bereits auf Bevölkerungsgruppen, die sich aufgrund ihres soziökonomischen Status genügend Lebensmittel und auch Nahrungsergänzungsmittel leisten können (Blumfield et al., 2013).
Generell ist die Studienlage bzgl. vegan-vegetarischer Schwangerschaften als eher knapp anzusehen. Trotz dieser Begrenzungen lassen sich deutliche Hinweise auf die Bewertung einer veganen Schwangerschaft finden bzw. ob und wie eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft möglich ist. Allgemein gesprochen ist laut einer aktuellen Meta-Analyse von Piccoli et al. (2015)  davon auszugehen, dass eine vegane Ernährung an sich nicht mit einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftskomplikationen oder Fehlbildungen verbunden ist. Es zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede in der Versorgung von Veganerinnen und Mischköstlerinnen: In der Schwangerschaft sind Veganerinnen meist besser mit Folsäure und Magnesium versorgt als Mischköstlerinnen (Koebnick et al., 2001; Koebnick et al., 2005; Piccoli et al., 2015).

Besonders die Folsäure-Versorgung ist in den Fokus der generellen Schwangerschaftsernährung gerückt: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Frauen, die schwanger werden können oder wollen, zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung die Einnahme eines Folat-Supplements, um Neuralrohrdefekten vorzubeugen (DGE, 2013); ggf. könnten bzw. sollten zusätzlich ein  Jod– sowie  Eisen-Supplement in Betracht gezogen werden – jedoch bewertet die DGE gleichzeitig die vegane Ernährung als ungeeignet für die Phase der Schwangerschaft, da die vegane Ernährung in der Schwangerschaft nicht den erhöhten Nährstoffbedarf decken könne und deshalb Supplemente eingesetzt werden müssten (DGE, 2011; DGE et al., 2016).
Interessanterweise scheint der Einsatz von Folsäure-Supplementen nicht nur mit positiven Auswirkungen einherzugehen: die Auswertung einer aktuellen prospektiven Kohortenstudie von Valera-Gran und Kollegen (2017) hat ergeben, dass die Zufuhr von ≥ 1000 µg/d während der Zeit um die Empfängnis herum das Risiko einer herabgesetzten kognitiven Entwicklung der Kinder (4-5 Jahre) erhöht, was für eine natürliche – über die Ernährung – Versorgung...