ALPENHEXE.CH – Hexengewürz – Hexenkraeuter – Gisberta Blair – Kräuterhexe – Alpenhexe – Hexenkräuter

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Geschichte der Kräuterhexe, Hexe Alpasaya

August 27, 2021

Aus erster Hand haben wir erfahren, dass mit dem neuen Kräutersalz „Kräuterhexe“ das magische Trio aus den Bergen des Wallis komplettiert wird. Erfahren Sie hier mehr darüber, wie und von wem „Kräuterhexe“ kreiert wurde und freuen Sie sich schon jetzt auf dem aussergewöhnlich magischen Geschmack. Hier gibt es mehr zu erfahren.


 


Geschichte der Kräuterhexe, Hexe Alpasaya




Es war einmal



Damit beginnen viele Märchen. Aber auch die Erzählungen der Alten haben oftmals dieses „Es war einmal“ am Beginn. Vielleicht soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass ES eben Vergangenheit ist und möglicherweise nie wieder so geschieht. Und so erlebt jede Generation echte Geschichte, mit unerwarteten Geschehnissen, mit Wendungen und meist mit einem Ende zum Guten hin. Und wenn du heute noch jung bist und glaubst, in deinem Leben würde nichts Aussergewöhnliches geschehen, dann lass dir sagen: Es wird Aussergewöhnliches geschehen. Du musst es nur erkennen und mit in dein Leben, in deine ganz eigene Erfahrung nehmen. Und dann kannst auch du eines nahen der fernen Tages deine Erzählung beginnen mit : Es war einmal.



Im tiefen Wald



Es war einmal. Ja, auch ich beginne meine Geschichte genau so. Auch wenn ich weiss, dass meine besondere Geschichte gar nicht so lange her, wahrlich kein Märchen ist und weit in die Zukunft tragen wird. Es war einmal im Binntal, mitten im Wallis, eingebettet in den waldigen Berge des Goms. Hier habe ich schon vor vielen Jahren im zauberhaften Bergdorf Blitzingen meine neue Heimat gefunden, nachdem ich als geborener Österreicher die Schweiz als meinen Wunsch- und Traumort zum Leben auserkoren hatte.



Von Berufs wegen betreibe ich als Koch und Hotelier mit meiner Frau Brigitte ein feines Hotel mit Restaurant, meine zweite Passion ist die Jägerei. Bei der Pirsch auf Reh, Hirsch, Gams und Wildschwein geht es mir nicht ums Töten. Es geht mir um die besondere Verbindung zur Natur, um Wildhege, Tradition und natürlich auch darum, den Gästen in meinem Restaurant in jedem Jahr zur Jagdsaison etwas Besonderes servieren zu dürfen.



Und so begebe ich mich in jedem Herbst, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, auf meinen Weg in die Wälder des Binntals. Mittlerweile darf ich sagen, dass ich mich hier hervorragend auskenne. Jeden alten Baum, jede Weggabelung und jedes Haus kenne ich hier im Tal und auch im Dunkel der Nacht oder in der herbstlichen Morgendämmerung fühle ich mich hier am genau richtigen Ort.



Bis es eines Tages anders werden sollte. Es war gerade im letzten Herbst. Es sollte mein letzter Jagdausflug des Jahres werden und irgendwie wusste ich schon vor meinem Aufbruch in die Nacht, dass heute etwas Besonderes, etwas Anderes geschehen sollte. Eher unterbewusst war meine Aufmerksamkeit geschärft und ich horchte bei jedem Schritt auf das leise Knacken feiner Zweige, erkannte das leise Bellen des Rehs und spürte den Hirsch, wenn er irgendwo in der Nähe war. Längst hatte ich die ausgetretenen Wege verlassen und bewegte mich sicher durch die starken Stämme von Bäumen, die älter waren als ich selbst, schob mich vorsichtig durch das Unterholz oder kauerte mich aufmerksam lauschend hinter ein Gebüsch, wenn ich glaubte, der erhofften Beute nah zu sein. Was ich eigentlich wollte, war dieser grosse Hirsch, den ich schon seit ein paar Jahren beobachtete. Und manchmal hatte ich sogar das Gefühl, auch er würde mich beobachten, wohl wissend, dass sein Schicksal in meinen Händen lag. Nunmehr war die Zeit gekommen, dieser Verbindung eine besondere Tiefe zu geben, wenngleich diese Verbindung auch im Tod des Wildes liegen sollte.



Es war wohl gut nach Mitternacht. Der Mond blinzelte blass durch das letzte Laub der Bäume und ab und an rief ein Käuzchen aus der Finsternis. Eigentlich war alles wie immer um diese Jahreszeit und dennoch wusste ich, dass etwas anders war. Leise setzte ich meinen Weg fort, um plötzlich und völlig unvermittelt etwas wahrzunehmen, was ich so nicht einordnen konnte. In vielleicht fünfzig Metern Entfernung war Bewegung. Aber es war nicht der Hirsch. Es war auch kein Reh und kein Wildschwein. Was es wirklich war, würde ich bald erkennen müssen.



Eine erste Begegnung



Das, was ich in der ersten Bewegung nicht erkennen konnte, verharrte urplötzlich. Aus der Erfahrung meiner vielen Jagdausflüge hier im Revier wusste ich, dass dieses Etws weder ein grosser Stein noch ein Baumstumpf sein konnte. Dieses Etwas hatte ich hier noch nie gesehen, weder bei Tag, noch tief in der Nacht. Und da ich auch nicht wusste, was es war, hatte ich auch keine Ahnung davon, wie es hierher gekommen sein könnte.



Für einige Minuten war ich zu keinerlei Bewegung fähig. Ich hatte sogar das Gefühl, mein Atem würde stocken. Das Einzige was blieb, war das Rufen des Käuzchens und der fahle Schein eines blassen Mondes, der sich langsam hinter ein paar dunklen Wolken zu verstecken schien. Es wurde dunkler und dunkler und das, was da irgendwo vor mir war, schien sich immer mehr mit der Umgebung zu vermischen.



Nach einer gefühlten Ewigkeit fühlte ich mich in der Lage, ein leises „Hallo“ über die Lippen zu bringen. Was dann eher doch ein raues Krächzen wurde. Angestrengt starrte ich weiter in die Dunkelheit. Bis mir einfiel, dass ich mit dem Zielfernrohr an meinem Jagdgewehr auch bei Dunkelheit eine vergleichsweise gute Sicht hatte.Vorsichtig legte ich an. Mit dem ersten Blick durch das Glas huschte das Wesen zur Seite. Offenbar fühlte es sich bedroht. Und immer noch wusste ich nicht, was es war.



Mit der seitlichen Bewegung schien es weg zu sein. Alles was ich im Bruchteil dieser Sekunde erkennen konnte war so etwas wie ein blauschwarzer Umhang mit einer spitz zulaufenden Kapuze. Konnte sich hier im tiefen Wald, um diese Zeit, ein Mensch aufhalten? Und wenn ja, warum?



Noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende denken konnte, hörte ich direkt hinter mir ein leises Knacken und spürte zugleich ein kühlen Luftzug. Das Gewehr fiel mir aus den Händen, erschrocken drehte ich mich in einer schnellen Bewegung um.



Da stand sie direkt vor mir. In der Finsternis konnte ich klar die Silhouette einer Frau erkennen, wenngleich der weite Umhang irgendwie mit der Dunkelheit zu verschwimmen schien. Ein sehr ebenmässiges, porzellanes und recht blasses Gesicht war das, was mir zuerst auffiel. Von der Statur her schien die Frau eher schlank und zart. Besonders gross war sie wohl auch nicht. Was machte diese scheinbar junge Frau in diesem Aufzug hier mitten in der Nacht im Wald? Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, diese Person zu kennen oder zumindest schon einmal gesehen zu haben. Eine Ähnlichkeit mit einer unserer Nachbarinnen konnte ich im ersten Augenblick nicht verleugnen. Blieb nur noch die Frage: Was jetzt?



Fragen und Antworten



Noch immer hatte ich einen so trockenen Mund, der sich wie raues Papier anfühlte und mir kaum das Sprechen erlaubte. Aber die ersten Worte eines folgenden Dialogs kamen auch nicht von mir. Mit einer überraschend feinen Stimme hört eich die Frau fragen:


„Nun Peter, was machst du hier mitten in der Nacht mit einem Gewehr auf der Schulter?“


„Nun ja. Du musst keine Angst haben, ich bin auf der Jagd.“


„Und was jagst du? Ist es der feine Geschmack des Besonderen, dem du schon seit Jahren hinterher bist oder ist es doch mehr die Freude am Töten und am wilden Fleisch der Natur?“


Woher wusste diese Frau, wie ich heisse? Und woher weiss sie, dass ich immer auf der Scuhe nach dem besonderen Geschmack bin? Offenbar kannte mich diese Frau besser, als ich sie.


„Nein, es geht nicht um das Töten. Es geht tatsächlich um den besonderen Geschmack. Es geht um den Genuss und um Freude am Leben.“


Irgendwie hatte ich das Gefühl, hier nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Und eine Frage drängte sich mir besonders auf:


„Wer bist du und wie heisst du?“


Ein lächeln zog sich über das blasse Gesicht der Frau. Wenngleich sie mit ihren wilden rotbraunen Locken unter der weiten Kapuze, der blassen Hautfarbe, dem eigenartigen Schimmern in den grossen Augen und der fein gezogenen Nase über einem schönen Mund eine recht attraktive junge Frau zu sein schien, blieb bei mir dennoch dieses leichte Schaudern des Unerwarteten.


„Nun ja, meinen Namen kann ich dir nennen. Man nennt mich Alpasaya. Und es sind nicht wenige Menschen, die mich nach einer ersten  Begegnung eine Hexe nannten. Aber keine Angst, ich will dir nichts tun. Auch wenn das seit Jahrhunderten die Menschen glauben, bin ich keine böse Hexe.“


„Aber was bis du dann?“



Alpasaya, die Kräuterhexe vom Chaschtebiel



Plötzlich wird es noch dunkler und kaum kann man noch die Hand vor Augen sehen. Nur das blasse Gesicht von Alpasaya schimmert aus der Finsternis. Dann kommt ein Wind auf, der sich sich stetig verstärkt und zum Wirbel zu werden scheint. Ich spüre keine Boden mehr unter den Füssen und unter mir scheint sich der Boden zu bewegen. Was passiert hier?



Noch ehe ich mir der bedrohlichen Situation wirklich bewusst werden kann, greift etwas nach meinem Arm und hält mich mit einem klammerartigen griff fest. Nur Sekunden  später ist die Welt um mich und Alpasaya herum eine andere. Aber ich kenne dieses Terrain. Wir müssen hier am Chaschtebiel sein. Dabei waren wir noch eben weit davon entfernt.



Eigentlich ist das Chaschtebiel eine alte Kapellenruine. Bis zu einem Erdbeben um 1837 stand hier eine kleine Kapelle direkt auf dem Berg. Gedient hat diese Kapelle meines Wissens nach als Wallfahrtsort beispielsweise für die Zenden im Goms. Vielmehr weiss ich eigentlich nicht über diesen Ort, der immer eine besondere Anziehungskraft vor allem für die Einheimischen aber auch für die Touristen im Goms hatte.



Der Baumbestand ist hier etwas lichter und auch der Mond scheint wieder hell und klar auf die eigenartige Szenerie. Was verwirrend scheint ist die Tatsache, dass jetzt hier keine brüchige Ruine steht, sondern die Kapelle, so wie sie wohl um1700 erbaut worden ist. Im fahlen Mondlicht ist der helle Putz zu erkennen, das Areal ist eingezäunt mit dem traditionellen Scharhag, wie er erst vor ein paar Jahren wieder um die Ruine gezogen wurde. Es ist ein mystischer Ort, dessen Geheimnis jedoch kaum gelüftet scheint.



„Hier ist mein Zuhause“, meint Alpasaya und weist mit ihrer blasshäutigen Hand auf das, was eigentlich eine Ruine sein sollte. Mit sicherem Schritt geht sie auf die Kapelle zu, um kurz vor der hölzernen Tür stehen zu bleiben.



„Nein, hier solltest du nicht hinein gehen. Schon weil du das alles ganz anders kennst. Ich will dir keine Angst machen. Viel lieber zeige ich dir mein wahres Geheimnis.“



Mit diesen Worten greift Alpasaya wieder nach meiner Hand und zieht mich mit leichter Nachdrücklichkeit seitlich an der Kapelle vorbei. Vielleicht bin ich kein besonders gläubiger Mensch, aber jetzt fällt mir nicht besseres ein, als im stillen Gedanken Gott um ein gutes Ende dieses Unterfangens zu bitten.



Wenige Meter hinter der Kapelle hält Alpasaya plötzlich inne.


„Hier ist es, ich kann es spüren.“


„Was kannst du spüren?“, frage ich verwirrt.


„Ich spüre, wie hier ein besonderes Kraut wächst. Genau das, was ich zur Vollendung meiner neuen Kräutermischung brauche.“


Mit diesen Worten bückt sich Alpasaya nach einer eher unscheinbaren kleinen Pflanze, die sie liebevoll vom Boden trennt. Unter ihrem weiten Umhang holt sie einen grossen Flechtkorb hervor, der schon gut mit den unterschiedlichsten Pflanzen gefüllt ist.


„Jetzt ist es vollbracht.“


Was ist vollbracht, geht es mir durch den Kopf und eigentlich weiss ich gar nicht, was ich damit zu tun habe.



„Du fragst dich sicherlich, was du mit der ganzen Sache zu tun hast?“ Alpasaya hat wohl meinen Gedankengang durchschaut.


„Ich will es dir sagen. Ich bin keine Hexe, so wie es die Menschen verstehen. Eigentlich bin ich nur ein Kräuterweib, dass schon seit über dreihundert Jahren hierin den Wäldern des Goms nach den besten Kräutern sucht. Gefunden habe ich Vieles, aber noch nicht die perfekte Mischung für den perfekten Geschmack. Dazu brauche ich dich.“



Jetzt weiss ich endlich, was Alpasaya von mir will. Als ambitionierter Koch bin auch ich immer auf der Suche nach dem besonderen Geschmack, nach dem Einzigartigen und eben der gewissen Perfektion. Stellt sich nur die Frage, wie ich einem einem Kräuterweib helfen sollte, dass trotz seiner jugendlichen Ausstrahlung wohl schon seit hunderten von Jahren hier auf der Suche nach den besten Kräutern der Alpen ist.



Der wahrlich besondere Geschmack



„Jetzt komm her und zeig, was du kannst!“ Fordernd aber nicht bösartig zitiert mich Alpasaya an so etwas wie einen grossen Opferstein, den hier hier noch nie gesehen habe. Sicherlich haben die Bauern aus dem Dorf nach dem grossen Erdbeben von 1837 diesen Stein hier weggeschleppt und zum Wiederaufbau ihrer Häuser oder Ställe benutzt.



Alpasaya breitet die gesammelten Kräuter aus dem Korb auf dem glatten Stein aus und sortiert sie nach Sorten. Da ist einiges dabei was ich bereits kenne, anderes erscheint mir für den Moment völlig fremd.



Langsam beginne ich, unterschiedliche Kräuter miteinander zu kombinieren. Einiges wird fein gezupft, anderes auf dem Stein fein zerrieben. Und immer wieder heisst es probieren, verwerfen, neu kombinieren und wieder probieren. Die ganze Geschmacksvielfalt der Alpennatur fällt über mich und ich befinde mich in einem wahrlichen Rausch, der von Alpasaya mit immer wieder neuen Kräutern befeuert wird. Auch Alpasaya probiert und zeigt mit unterschiedlichen Gesichtszügen deutlich, was sie von den einzelnen Kombinationen hält.



Die ganze Prozedur scheint Stunden zu dauern, wenngleich der Mond seine Position am Himmel nicht verändert und der Morgen immer noch weit entfernt scheint.



Dann plötzlich scheint es vollbracht. In meinem Mund entfaltet sich eine wahre Geschmacksexplosion und irgendwie wird jetzt alles klarer, weicher und aromatischer. Selbst die kalte Bergluft scheint etwas von einem besonderen Aroma zu bekommen, das ich so noch nie erlebt habe. Alpasaya spürt, das mit mir etwas passiert und kostet selbst von der letzten Mischung. Ihre Gesichtszüge werden noch weicher, sie schliesst die Augen und ein leiser Seufzer soll wohl bedeuten, dass wir am Zeil der schier endlosen Versuche angelangt sind.



„Genau das ist es! Das ist es, was ich seit Jahrhunderten suche und nie so gefunden habe. Was fehlt, ist noch etwas Salz und vielleicht die eine oder andere Zutat. Aber sonst ist es genau das, was die Menschen brauchen, um den wahren Genuss kennenzulernen. Lass alles so liegen, damit ich mir einprägen kann, was die perfekte Mischung ist!“



Irgendwie bin ich jetzt erleichtert. Vielleicht auch in dem Glauben, dass ich jetzt mein Werk vollbracht habe und schon bald nach Hause gehen kann. Weit ist der Weg ja nicht. Aber es sollte dann doch eben noch anders kommen.



Ein Vertrag wird geschlossen



„Wenn du glaubst, du könntest jetzt einfach so gehen, dann muss ich dich leider enttäuschen“, wieder hat Alpasaya meine Gedanken durchschaut. Und wieder hat sie mir deutlich gemacht, dass es jetzt und hier keinen Weg für mich nach Hause gibt.



„Du wirst jetzt weder dein Zuhause, noch deine Frau Brigitte dort treffen, wo du sie suchst. Wir sind nicht in deiner Zeit. Und Blitzingen ist noch lange nicht der Ort, den du kennst. Bis dahin werden noch Jahrhunderte vergehen, Kriege werden durch die Welt ziehen, Krankheiten werden die Menschen heimsuchen und Hoffnungslosigkeit wird sich breit machen. Aber am Ende wird alles gut werden. Schon weil du die besondere Mischung und damit auch den besonderen Geschmack gefunden hast.“



In mir breitet sich Verzweiflung aus. Ein erster Blick auf die scheinbar unbeschädigte Kapelle und ein zweiter Blick in den Talkessel zeigt mir aber, dass Alpasaya wohl recht  haben könnte. Dort, wo im Tal sonst in der Nacht das eine oder andere Licht in die Dunkelheit leuchtet, ist jetzt nichts zu sehen. Alles ist finster und nur ein paar Rauchfahnen zeigen, wo einzelne Hütten stehen könnten. Ich bin wohl tatsächlich in einer längst vergangenen Zeit angekommen.



Eine tiefe Trauer steigt von meinem Magen her auf und nistet sich schmerzhaft n meinem Herzen ein. Nie würde ich wohl meine geliebte Frau Brigitte wiedersehen, niemals mehr würde ich mit den Menschen reden können, die mir lieb und teuer waren und niemals wieder würde ich in meinem Hotel und Restaurant Gäste begrüssen dürfen. Mein Leben schien an einem Punkt angekommen zu sein, an dem es nur noch ein Zurück aber kein Vorwärts mehr geben könnte.



„Sei nicht traurig. Das Leben hier ist nicht so schlecht, wie es scheint. Die Menschen sind der Natur viel mehr zugewandt, als du es aus deinem Leben kennst. Sie sorgen für sich selbst, sie bauen an und handeln und haben so immer das, was sie wirklich brauchen. In deiner Zeit ist doch sowieso für alle alles gleich und kaum jemand weiss noch, was wirklich guter Geschmack ist.“



Damit hat Alpasaya vielleicht recht. Wer in meinem Leben weiss schon wirklich etwas von gutem Geschmack. Alle laufen da und das was auch andere genau dort in der gleichen Art kaufen können. Es gibt nur noch wenige besondere Dinge und es gibt auch nur noch wenige Menschen, die wissen, wie der wahre gute Geschmack funktioniert. Aber es gibt auch die Menschen, die diesen Geschmack suchen und die, die diesen guten Geschmack wieder neu für sich entdecken. Ich will nach Hause, in meine Zeit, zu meinen Menschen. Und ich will diesen Geschmack,den ich hier mit Alpasaya in dieser aussergewöhnlichen Nacht entdeckt habe, auch in meine Zeit tragen. Aber dazu brauche ich wohl die besondere Idee.



Lange Zeit denke ich darüber nach, wie ich Alpasaya davon überzeugen könnte, mich wieder in meine Welt zurück zu lassen. Die eigentliche Idee dazu kommt von Alpasaya.



„Sag Peter, kennt mich in deiner Welt noch jemand? Spricht man über Alpasaya und über den besonderen Geschmack, den ich in die Welt bringen kann?“


„Nein, Alpasaya. Niemand kennt dich und auch ich habe deinen Namen nie gehört. Nicht einmal an der alten Kapellenruine hier am Chaschtebiel gibt es irgendeinen Hinweis dafür, dass es dich gegeben hat oder noch immer gibt. Und das, was wir hier in dieser Nacht aus deinen Kräutern zusammengestellt haben, kennt auch noch keiner. Wenn es dich jemals wirklich gab, dann bist du vergessen. Tut mir leid!“



Im fahlen Gesicht von Alpasaya kann ich Verzweiflung erkennen: „Aber ich bin doch nicht tot! Ich will nur nicht mit jedermann zusammentreffen, weil kaum jemand mich versteht. Du bist der erste Mensch seit Jahrhunderten, der mich sehen und mit mir sprechen durfte. Weil du besonders bist. Und ich will, dass man von mir spricht, dass man erkennt was wahrer Genuss ist und dass jeder weiss, dass ich das Kräuterweib vom Chaschtebiel bin, das in dieser besonderen Nacht diese besondere Kräutermischung zusammengestellt hat.“ Diamantschillernde Tränen rinnen über die Wangen von Alpasaya. Jetzt tut sie mir wirklich leid. Bisher habe ich mich nur selbst bedauert, jetzt weiss ich, welche schwere Bürde Alpasaya wohl tragen muss.



„Ich kenne einen Weg, wie dein Name wieder ins Bewusstsein der Menschen kommen kann. Zumindest jener, die einen wirklich guten Geschmack tatsächlich zu schätzen wissen“, kommt es mir in einer Art Monolog über die Lippen.



„Und wie willst du das machen?“, fragt mich Alpasaya mit einem Zittern in der weichen Stimme. Noch immer rinnen die Tränen über ihr Gesicht.



„Lass mich deine Kräutermischung in meine Zeit bringen. Und ich werde sagen, wie sie entstanden ist und das du Alpasaya, die Frau von Chaschtebiel bist, die gemeinsam mit mir diesen besonderen Geschmack gefunden hat.“



Lange Minuten herrscht Schweigen zwischen uns. Alpasaya sagt nichts und ich bin in Gedanken versunken. Wie und als was würde ich in meine Welt zurückkehren können?



„Gut, lass uns einen Vertrag schliessen“, ist das erste, was ich von Alpasaya wieder höre.


„Du nimmst das Geheimnis meiner Kräutermischung mit in deinen Welt und sorgst dafür, dass dieses besondere Geschmackserlebnis zu jedem kommen kann, der das will. Und du erzählst von Alpasaya, auch wenn niemand dir glauben wird. Ausserdem musst du dafür sorgen, dass eine grosse Menge meiner Kräutermischung genau nach meinem Rezept hergestellt wird. Aber nur so viel, dass es immer noch etwas Besonderes bleibt. Und als Koch kannst du auch die besonderen Rezepte mit meiner Kräutermischung erfinden. Im Gegenzug gebe ich dir unsere erste Probe mit und entlasse dich zurück in deine Welt. Wisse aber auch, dass ich dich jederzeit finden und zu mir zurückholen kann, wenn du diesen Vertrag brichst.“



Lange muss ich nicht überlegen, um diesem Angebot zuzustimmen. Immerhin bekomme ich damit nicht nur mein altes Leben zurück, sondern bringe auch eine Kräutermischung mit in die Welt, wie sie nur in der Welt der Schweizer Alpen entstehen kann. Und nach diesen besonderen Erlebnissen werde ich wohl auch über Alpasaya, das Kräuterweib von Chaschtebiel, sprechen, selbst wenn mir keiner glaubt und es auch keine historischen Belege für ihre Existenz gibt. Ich habe Beweise genug.



„Wie willst du diesen Vertrag besiegeln?“ wende ich mich fragend an Alpasaya. In meinem Kopf schwirren Bilder von schwarzer Tinte aus weissen Federkielen oder vielleicht blutigen Flecken auf einem alten Pergament.



„Ich brauche für diesen Vertrag kein Siegel. Wir beide wissen, was wir hier besprochen haben, wir beide wissen, was zu tun ist und wir beide wissen was geschieht, wenn du dich nicht an die Regeln hältst.“



Mit dem letzten Klang dieser Worte ist Alpasaya verschwunden. Ich sitze direkt vor dem schwarzen Kreuz im ehemaligen Altarraum der Kapelle am Chaschtebiel, die jetzt wieder eine Ruine ist. Der Mond ist längst verschwunden und in der Ferne zeigen sich die ersten Zeichen der nahenden Morgendämmerung. Neben mir liegt ein Häufchen aus genau den Kräutern, die ich gemeinsam mit Alpasaya zu einer besonderen Kräutermischung zusammengestellt habe.



Tatsächlich kann ich diese Kräutermischung greifen und vorsichtig in meiner Tasche verstauen. Im Tal blinken die Lichter der ersten Autos auf, die sich nach dieser langen Nacht auf den Weg in den Tag machen. Auch ich mache mich auf den Weg, deutlich freudiger, als ich es noch vor ein paar Stunden war, aber auch mit der Verantwortung, die Kräutermischung der Alpasaya zu vollenden und in die Geschmackswelten der Menschen zu tragen.



Mittlerweile bin ich mit meiner Frau gern hier oben am Chaschtebiel unterwegs. Vielleicht auch, weil ich hier die besondere Verbindung spüren kann, die mir immer wieder neue Inspirationen schenkt. Manchmal glaube ich sogar, dass meine Frau hier auch eine wichtige Rolle spielt, immerhin ist sie hier aufgewachsen und hat eine ganz besondere Beziehung zur Geschichte und Mystik im Binntal. Und man berichtet auch, dass alpasaya mit weiteren ihrer Hexenschwestern auch am Geisspfadsee gesichtet worden sei, als alle gemeinsam auf der Suche nach neuen Kräutern waren.








Mein Name ist Peter Gschwendtner. Ich bin Koch und Jäger aus Leidenschaft und betreibe gemeinsam mit meiner Frau Brigitte des Hotel Restaurant „Castle“ in Blitzingen im wundervollen Goms. Ganz nahe am mystischen Ort der Kapellenruine auf dem Chaschtebiel. Was an dieser Geschichte wahr ist, oder ob alles nur ein Traum war, musst du selbst herausfinden.



Was ich dir aber versichern kann ist, dass es die Kräutermischung „Kräuterhexe“ tatsächlich gibt. Den exzellenten Geschmack unterschiedlicher Gerichte mit der Zugabe der „Kräuterhexe“ kannst du direkt bei mir im Restaurant erleben. Noch besser ist es, du bestellst deine eigene Portion „Kräuterhexe“. Und noch besser  wird es sein, wenn du auch deinen Freunden von der Kräutermischung „Kräuterhexe“ berichtest. Was du auf keinen Fall vergessen sollst: Alpasaya freut sich, wenn du über sie sprichst. So, wie wir uns freuen, wenn du selbst den  aussergewöhnlichen Geschmack der „Kräuterhexe“ kennenlernst und meine Geschichte erzählst. Am besten beginnst du deine Geschichte mit: Es war einmal...