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E79: Wieso erscheint so vielen Menschen ihre Arbeit sinnlos – und wie lässt sich das ändern? – Mark Poppenborg (Intrinsify)

August 04, 2020

„Wir sorgen für mehr echte Arbeit und weniger sinnlose Beschäftigung.“ So lautet die Mission von Intrinsify. Das Unternehmen wurde 2011 von Mark Poppenborg und Lars Vollmer gegründet. Seither bilden sie Führungskräfte und Berater aus, begleiten andere Firmen bei Projekten rund um die Organisationsentwicklung und geben ihr Wissen auf Veranstaltungen und in Artikeln, Podcasts und Videos weiter. Das große Ziel: „Mehr Freiheit durch Fortschritt.“
Im Interview mit Nils erklärt Poppenborg, wie wir wieder mehr Freude in unsere Arbeit bringen können, warum Kreativität heute der eine entscheidende Wettbewerbsvorteil ist und wie uns Digitalisierung dabei helfen kann, genau diese bei den Mitarbeitenden zu fördern.
Digitalisierung – ein „Flutschbegriff“
Für Poppenborg ist Digitalisierung in erster Linie ein Plastikwort oder auch „Flutschbegriff“. Damit meint er Wörter, die man „immer nutzen kann“, weil die Kommunikation einfach weiterflutscht, „ohne dass man sagen muss, was man eigentlich meint“. Man könne einfach von „Digitalisierung“ sprechen und sich dann in Sicherheit wähnen. Denn gerade weil der Begriff schwammig ist und jeder etwas Unterschiedliches darunter versteht, findet er immer Anschluss.
Im Kern ist Digitalisierung für Poppenborg letztlich aber „nichts anderes als das, was wir schon seit Jahrtausenden machen: nämlich Technisierung“. Digitalisierung, so der Experte, ist schlicht technischer Fortschritt – und den habe es auch in der Vergangenheit auf rasante Weise gegeben. Das Besondere an der heutigen Digitalisierung: Sie ermöglicht uns die Überwindung menschlicher Grenzen durch Technik und die Automatisierung von Prozessen in bislang ungekannter Weise.
Automatisierung als wesentlicher Hebel
Vor allem die Automatisierung sei einer der wesentlichen Hebel der Digitalisierung, der echten Fortschritt bringe. Denn durch sie könne ein großer Teil der Arbeit, der keine Ideen erfordere, sondern lediglich aus der Wiederanwendung bereits vorhandenen Wissens bestehe, an die Technik abgegeben werden. Dieser automatisierbare Teil der Arbeit bestehe in der Regel schlicht aus dem Abarbeiten von immer gleichen Prozessen oder Checklisten, für die die Mitarbeitenden in ihrer menschlichen Besonderheit eigentlich gar nicht gefordert sind. Und: Es handelt sich dabei um genau die Arbeit, die den meisten Menschen keinen Spaß macht.
Wenn diese Arbeit für den Menschen also reduziert werden kann, bleibt mehr Zeit für spannendere Aufgaben, bei denen Kreativität gefragt ist und die Mitarbeitenden das Gefühl haben, wirklich etwas beitragen zu können. Laut Poppenborg ist das der wohl wichtigste Aspekt in unserer heutigen Arbeitswelt: Seiner Erfahrung nach gehen viele Menschen zwar tagtäglich zur Arbeit. Wirklich arbeiten würden sie aber nicht, sondern seine nur beschäftigt. Heißt: sie würden letztlich nichts Sinnvolles tun. Stattdessen würden sie sich mit lästigen Prozessen befassen, die sie von der eigentlichen Arbeit abhalten. Das frustriere und demotiviere.
Mehr Raum für kreatives Potenzial
Nimmt uns die Automatisierung also die lästigen, repetitiven Aufgaben ab,  hilft sie uns dabei, dass wir uns bei der Arbeit wieder wirksam fühlen. Denn plötzlich haben wir wieder Zeit für Dinge, mit denen wir tatsächlich etwas bewirken können.
Der digitale Fortschritt ermöglicht es uns aber nicht nur, unser Wohlbefinden zu steigern und unser Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung zu befriedigen. Er hilft auch den Unternehmen – und das auf mehreren Ebenen: Zum einen steigert Automatisierung die Produktivität, weil Prozesse effizienter gestaltet werden können und die Mitarbeitenden mit mehr Freude bei der Arbeit sind. Zum anderen haben die Menschen mehr Raum, um ihr kreatives Potenzial zu entfalten – was wiederum zum zentralen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen werden kann.
Der Taylorismus ist überholt
Im 19. und bis ins 20. Jahrhundert hinein sind die Märkte „groß, träge und breit“ gewesen,