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015 Kinder lernen Grammatik intuitiv

June 25, 2014

Wenn Kinder intuitiv Grammatik lernen können, dann müssten wir Erwachsenen es doch auch können, oder? Und wenn das Lernen intuitiv funktioniert, dann brauchen wir uns auch keine Gedanken darüber zu machen, eben weil es intuitiv funktioniert. Wenn wir intuitiv wissen, was richtig und was falsch ist, dann lernt unser Unterbewusstsein für uns.

Wie immer basieren die Erkenntnisse aus Beobachtung und dabei vor allem Selbstbeobachtung, der Gehirnforschung, und natürlich aus gesundem Menschenverstand.

Mein Sohn kam nach Hause und sagte: "Papa, ich bin heute geschwimmt." Kinder machen sollte Fehler, werden Sie jetzt sagen. Wobei ich dazu tendiere, dass Kinder keine Fehler machen, sondern wir sollten ihnen die Chance geben, Sprache neu zu definieren. Leider korrigieren wir unsere Kinder und bringen ihnen sogenannte Ausnahmen bei. Das sind also Dinge, die keinen Sinn machen, weil sie keiner Regel folgen. Und so lassen wir unsere Kinder also unsinnige Dinge lernen, weil wir wissen, dass alle anderen Eltern das auch tun.

Warum hat der kleine 5-jährige damals "geschwimmt" gesagt? Er kannte das Wort nicht und er kannte auch die vermeintlich richtige Variante des Wortes, nämlich "geschwommen", nicht. Er hatte bis dato das Verb schwimmen nur in der Gegenwartsform verwendet, da wir lange über den Schwimmkurs geredet hatten und er bis dato noch nie selbst geschwommen war.

Die Wortart, die er verwendet hat, ist ein Partizip. Um in der deutschen Sprache die Vergangenheitsform zu bilden, nehmen wir ein Hilfsverb, also haben oder sein, und nehmen den Verbstamm der Hauptverbs - das ist in diesem Fall schwimmen. Dazu müssen wir die Endung -en einfach abschneiden. Aus "schwimmen" wird also "schwimm". Und dann füge ich vorn "ge" und hinten ein "t" hinzu. Und fertig ist "geschwimmt".

Es ist eine Art Rezept, das ich zu befolgen habe. Das Rezept nennt sich auch Grammatikregel. Bei Verben wie machen, putzen, spielen usw. funktioniert das wunderbar. Darüber freut sich (nur) der Grammatiklehrer. Es gibt aber auch noch weitere Regeln. Wenn zum Beispiel das Verb mit ent-, ver-, be- und noch einigen anderen Vorsilben beginnt, dann fügen wir vorn kein "ge" hinzu, hinten jedoch oft ein "t". Oder ein "en", auch das gibt es.

Woher weiß mein Gehirn, wann welche Regel anzuwenden ist. Grammatik hatte ich bis zur Grundschule nicht gelernt und meinem Sohn habe ich auch keine Grammatikregeln beigebracht.

Ganz einfach: Das Gehirn kategorisiert alles, was es an Informationen aufnehmen kann. Das geht sogar soweit, dass es Informationen gar nicht aufnehmen kann, sofern es diese nicht kategorisieren kann. Die Kategorie ge+Verbstamm+t ist die Kategorie, die am häufigsten auftaucht, also stellt diese den Default-Wert oder die Voreinstellung dar.

Mein Sohn kannte das Partizip von schwimmen nicht und sein Gehirn hat ihm die Variante geliefert, die am wahrscheinlichsten richtig ist.

Und wer dieses Prinzip verstanden hat, braucht jetzt nur noch sein Gehirn systematisch zu füttern und schon lernt das Gehirn Grammatik automatisch. Ich habe es ausprobiert. Es funktioniert tatsächlich. Und je regelmäßiger die Sprache, desto besser geht es.

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