Talentschmiede

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011 Vokabeln lernen

May 28, 2014

Vokabeln lernen ist für viele noch immer ein Graus. Haben uns doch damals die Lehrer in der Schule damit genervt. Und? Hat es etwas gebracht? Wer lernt eine Sprache schon durch Vokabellernen? Und könnt ihr euch noch an die Vokabellisten erinnern? Sie haben uns damals nur gesagt, dass wir das lernen sollen, und niemand hat uns beigebracht, wie wir das lernen können.

Macht Vokabeln lernen Sinn? Es gibt doch wirklich viele Wörter in einer Sprache. Die Universität Leipzig errechnet sogar elektronisch die 10.000 häufigsten Wörter der deutschen Sprache.

http://wortschatz.uni-leipzig.de/Papers/top10000de.txt

Und viele Sprachlerner machen sich Gedanken darüber, wie sie die vielen Wörter der Fremdsprache lernen können. Unsere These ist ja, dass das Gehirn nur ganze Sätze speichert - abgesehen von einigen Ausnahmen. So brauche ich mir zunächst erst einmal keine Gedanke über die Anzahl an Wörtern zu machen. Sätze enthalten Wörter. Das ist logisch. Und schon wären wir schon wieder bei den Wörtern ... Spaß beiseite. Unser Gehirn bildet ganze Sätze, und auch wenn wir nur ein Wort hören, dann vervollständigt unser Gehirn dieses Wort zu einem ganzen Satz. Auf die Frage, wie geht es dir, könnte zum Beispiel das einzelne Wort "gut" als Antwort folgen. Tatsächlich versteht das Gehirn dann: Es geht mir gut, gut geht es mir, mir geht es gut, und was auch immer in dem entsprechenden Gehirn die am häufigsten gespeicherte Variante des Satzes ist.

In der Schule haben viele von uns Vokabellisten gemacht, und wir mussten diese lernen. Es hat uns damals niemand gesagt, dass wir ganze Sätze brauchen, wenn wir vernünftig kommunizieren wollen. Vielleicht hätte wir selbst drauf kommen sollen? Na ja, auch hätten die Lehrer uns beibringen können, wie man Vokabeln so lernt, dass man sie nie wieder vergisst. Auch das haben sie nicht getan. Und da steckt natürlich die Vorannahme drin, dass es Sinn macht, Vokabeln zu lernen.

Darüber hinaus macht es keinen Sinn Vokabeln zu lernen, weil unser Gehirn verschieden Sprachen auch an verschiedenen Orten speichert. Wenn ich mir zum Beispiel etwas bildlich vorstelle oder ich ein Gefühl habe, dass in mir das Bedürfnis erweckt, einen Satz zu sagen, so stellt sich eine Verbindung zwischen Wort und Bild oder Wort und Gefühl her. Allerdings nur in einer Sprache. Es gibt keine direkte Verbindung in unserem Gehirn zwischen zum Beispiel Deutsch und Englisch. Die einzigen Menschen, die sich diese Verbindungen absichtlich aufbauen, sind Übersetzer und Dolmetscher.

Vokabeln lernen macht also keinen Sinn, es sei denn, man nimmt Sätze statt Wörter. Also auch wenn es sich nur um Wörter handelt, dann kann ich mir als Lerner in meinem Kopf immer Sätze ausdenken, in denen dieses Wort vorkommt. Wenn ich dann noch diese Sätze mit Leben fülle, das heißt möglichst viele Sinne dazu aktiviere, dann bleibt dieser Satz auch "drin".

So macht das Vokabellernen also doch Sinn. Es ist wie immer im Leben: Es gibt kein Schwarz oder Weiß, sondern es kommt immer darauf an, wie man es macht. Fragt also nie nach dem "Ob", sondern immer nach dem "Wie".

Und wie sieht es aus, wenn ich gerade mit einer Sprache beginne? Dann habe ich ja noch keine Sätze. Muss ich dann nicht erst einmal Vokabeln lernen? Nein, das heißt ja, also die ersten drei oder vier Wörter vielleicht. Auf Deutsch kann man die meisten Wörter aus einem Vokabeltrainer in den Satz "Das ist ein ..." einfügen. Gleich von Anfang an mit ganzen und vor allem richtigen Sätzen zu arbeiten, macht Sinn.

Und hier noch der Link zu Büchern von Steven Pinker, ganz besonders empfehle ich "The Language Instinct".
http://www.amazon.de/s/?_encoding=UTF8&camp=1638&creative=19454&field-keywords=steven%20pinker&linkCode=ur2&site-redirect=de&tag=a02b-21&url=search-alias%3Daps
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Kathrina Peters und Carsten Peters
http://languageminingcompany.com/language-mining-podcast/
https://plus.google.com/+LanguageminingcompanyPodcastwphd5rWCVmg